Nach Darstellung der Ergebnisse, die für eine projektive Veränderung von Farben aufgrund von Kontexteffekten sprechen, soll nun die Eignung der hier verwendeten Apparatur zur experimentellen Untersuchung solcher und ähnlicher Fragestellungen erörtert werden. Der Einsatz einer solchen auf einem LCTF aufbauenden Versuchsanordnung kommt vor allem dann in Frage, wenn monochromatische oder hochgesättigte Reize präsentiert werden sollen. Ist dies nicht erforderlich, lassen sich die gewünschten Konfigurationen wesentlich einfacher auf einem Computerbildschirm darstellen.
Gegen die Verwendung des im Abschnitt 2.1 beschriebenen Aufbaus spricht unter anderem die hohe Temperaturempfindlichkeit des LCTF: Einerseits macht sie eine mindestens halbstündige Vorwärmzeit erforderlich, andererseits muß während längerer Betriebszeiten durch Einsatz eines Wärmefilters und anderer Maßnahmen dafür gesorgt werden, daß keine Überhitzung eintritt. Dieses Problem wird noch verschärft durch die Verkleidungen des Versuchsaufbaus, die Streulicht abschirmen sollen.
Ein noch größeres Problem stellen die in Abschnitt 2.4 berichteten wellenlängenabhängigen Schwankungen der Transmission des LCTF dar, an denen sich die Versuchspersonen bei der Erstellung der Farbabgleiche orientieren können. Das Transmissionsspektrum des LCTF, das zur Bestimmung der Reizkoordinaten bekannt sein muß (siehe Abschnitt 2.6.5), unterliegt außerdem langsamen Veränderungen, weswegen es in regelmäßigen Abständen neu bestimmt werden muß. Neben den längerfristigen Schwankungen treten auch kurzfristige zeitliche Schwankungen der Transmission des LCTF auf (siehe z.B. Abbildung 2.6), so daß ein mit bestimmten Steuerbefehlen erzeugter Reiz nicht immer genau gleich ist. Diese Instabilitäten sind sehr problematisch, da sie sich nur durch Bestimmung der Intensität des vom LCTF erzeugten Reizes während des Versuchs vollständig kontrollieren lassen würden.
Zuletzt ist noch auf die eingeschränkte Menge an Farbreizen hinzuweisen, die mit dieser Apparatur produziert werden können (siehe Abbildung 2.9): Einerseits fehlen die Purpurtöne, andererseits lassen sich kaum Reize mit einer Leuchtdichte von mehr als 10 erzeugen. Außerdem müssen zur Durchführung von Simultanvergleichen zwei derartige optische Apparaturen kombiniert werden, was wiederum problematisch wäre, da die Ansteuerung des kombinierten Aufbaus relativ komplex werden würde und ein sehr genauer Abgleich der beiden Apparaturen nötig wäre, um sicherzustellen, daß bei Vorgabe derselben Reizkoordinaten auch metamere Farben produziert werden.
Neben den gerade angesprochenen Nachteilen sprechen aber einige wichtige Vorteile für die Verwendung eines LCTF in Experimenten, bei denen auch monochromatische Reize präsentiert werden sollen. Zunächst ist der im Vergleich zu den hierzu üblicherweise eingesetzten Gittermonochromatoren moderate Preis zu nennen: Während für den hier eingesetzten LCTF ca. 25.000 DM bezahlt werden müssen, wären für einen adäquaten Gittermonochromator zusammen mit der erforderlichen Steuerelektronik und -mechanik, die beim LCTF entfällt, mindestens 30.000 DM aufzuwenden.
Viel bedeutender sind aber die in Abschnitt 2.4 geschilderten Vorteile, die sich aus der relativ großen runden Austrittsöffnung des LCTF ergeben. Dadurch lassen sich hohe Reizintensitäten realisieren und die Justierung der optischen Apparatur wird wesentlich erleichtert. Aus der Tatsache, daß ein LCTF keinerlei mechanische Bestandteile enthält, resultieren eine geringe Erschütterungsempfindlichkeit und minimaler Wartungs- und Kalibrierungsaufwand. Außerdem läßt sich dadurch diese Einheit bequem und vor allem schnell ansteuern: Das Einstellen einer neuen Wellenlänge dauert unabhängig von der Größe der Veränderung nur wenige Millisekunden.
Die hier genannten Vorteile, vor allem die einfache Bedienbarkeit, lassen diese Apparatur somit zum Einsatz in Experimenten wie dem hier geschilderten empfehlenswert erscheinen. Einzig die hohen zeitlichen Schwankungen des LCTF stellen ein Problem dar, das möglicherweise in der nächsten Generation solcher Geräte behoben sein wird.