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Übersicht

 

Mit dem nun dargestellten Versuchsaufbau soll der Einfluß eines farbigen räumlichen Kontextes auf die Farbe eines darin befindlichen Innenfeldes, das teilweise monochromatischer Art ist, untersucht werden. Dazu wird zuerst ein Standardreiz vor dem Ausgangskontext präsentiert, dessen Herstellung von der Versuchsperson mehrmals geübt wird. Anschließend soll in einem veränderten Kontext ein Reiz durch Einstellen der Farbattribute so manipuliert werden, daß er genauso aussieht wie der zuvor präsentierte Standardreiz. Verschiedene optische Apparaturen, die hierfür prinzipiell eingesetzt werden könnten, werden von Wyszecki und Stiles (1982, S. 472 ff.) diskutiert. Üblicherweise werden variable monochromatische Reize vor einem farbigen Umfeld durch ein Mehrkanal-Maxwellian-View-System erzeugt, das über mechanische Regler angesteuert wird, die präzise zu kalibrieren sind. Derartige Aufbauten sind sehr teuer und komplex und sie bedürfen außerdem intensiver technischer Betreuung durch entsprechend geschultes Personal.

Da die entsprechenden Rahmenbedingungen jedoch nicht gegeben sind, wird zur Erzeugung der erforderlichen Reizkonfiguration eine neu entwickelte Apparatur eingesetzt, bei der Reiz und Kontext auf unterschiedliche Weise zustande kommen: Der ca. tex2html_wrap_inline7700 große Kontext wird auf einem kalibriertem Computerbildschirm dargestellt, also letztlich durch additive Mischung des Lichts von drei zum Leuchten angeregten Phosphorarten. Der Zielreiz kommt dadurch zustande, daß eine Mischung aus dem ``weißen'' Licht einer Halogenlampe und einem monochromatischen Licht auf eine ca. tex2html_wrap_inline7702 große gleichmäßig reflektierende Projektionsfläche trifft, die in der Mitte des Kontextfeldes befestigt ist.

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Abbildung 2.1:  

Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus: Diese Skizze zeigt die wichtigsten Bestandteile des Versuchsaufbaus. Die Versuchsperson betrachtet einen runden Zielreiz vor einem ebenfalls kreisförmigen Hintergrund. Der Kontextreiz wird von einem Monitor erzeugt, der Zielreiz wird von dem im Text näher erläuterten optischen Aufbau auf eine über das gesamte Spektrum gleichmäßig reflektierende am Monitor angebrachte Fläche projiziert.

Dieser in Abbildung 2.1 skizzierte Versuchsaufbau funktioniert folgendermaßen: Der Zielreiz wird additiv aus zwei Strahlengängen ermischt. Der eine Lichtstrahl führt von einer 100 W Halogenlampe durch einen Liquid Crystal Tunable Filter (LCTF), der daraus einen etwa 5 nm breiten Bereich des Spektrums herausfiltert und so monochromatisches Licht erzeugt. Der andere, als weiß empfundene, Lichtstrahl tritt auf der gegenüberliegenden Seite derselben Halogenlampe aus und kann in seiner Intensität durch einen variablen Verlaufsfilter abgeschwächt werden, der hier als Graukeil 2 bezeichnet wird. Nach Vereinigung der beiden Strahlengänge besteht die Möglichkeit, die Intensität der Mischung über einen zweiten Verlaufsfilter, genannt Graukeil 1, zu variieren.

 

Mit Hilfe von zwei optischen Linsen und an beiden Ausgängen der Lichtquelle angebrachten Kollimatoren wird der Lichtstrahl gebündelt und auf den gewünschten Durchmesser von etwa 1.5 cm gebracht. Aufgrund von Streuungen nimmt die Intensität des Lichtstrahls zum Rand hin auf den letzten beiden Millimetern kontinuierlich ab. Dadurch erscheint der Zielreiz am Rand zunehmend dunkler und verschwindet direkt an der Grenze zwischen Innenfeld und Kontext ganz. Dies ist von Vorteil, da so keine Kontrastphänomene, wie beispielsweise Mach-Bänder, an der Grenze zwischen Reiz und Umfeld auftreten, die bei längerer Betrachtung als sehr unangenehm empfunden werden. Der so ermischte Reiz wird über einen Spiegel genau auf die am Monitor befestigte runde Zielfläche projiziert, wobei sowohl der Winkel, den der Lichtstrahl dabei zur Flächennormalen besitzt, als auch der Winkel, in dem die Versuchspersonen auf diese Fläche blicken,gif jeweils etwa 10tex2html_wrap_inline7296 betragen. Die einzelnen Optikkomponenten sowie der LCTF sind auf einer optischen Bank vom Hersteller Spindler & Hoyer befestigt. Diese besteht aus zwei parallel angeordneten Metallschienen, auf die verschiedene Reiter aufgesetzt sind, die die einzelnen Optikkomponenten tragen. Die optische Bank ermöglicht eine präzise Feinjustierung in allen Richtungen und gewährleistet gleichzeitig hinreichende Stabilität.

Letztlich wird also die Farbe des Zielreizes durch das Wellenlängenmaximum des monochromatischen Lichts, durch die Intensität des hinzugemischten achromatischen Lichts und durch die Intensität der Mischung beider bestimmt. Die beiden hierzu eingesetzten Graukeile werden über computergesteuerte Schrittmotoren in die gewünschte Position gebracht und das Maximum der Wellenlänge des vom LCTF gefilterten Lichts wird von demselben Computer angesteuert. Im Experiment lassen sich diese Parameter über ein am Computer angeschlossenes Gamepad in die gewünschte Richtung steuern. Der Versuch wird in einem vollständig abgedunkelten Raum durchgeführt. Um aus der Lichtquelle austretendes oder von Bestandteilen der optischen Apparatur reflektiertes Streulicht zu vermeiden, wird der gesamte Aufbau von einer schwarzen Holzverkleidung nach allen Seiten abgeschirmt. An deren Vorderseite befindet sich eine durch ein lichtundurchlässiges Tuch abgehängte Öffnung zum Einschalten und Justieren der Apparatur.

In den nächsten Abschnitten sollen die wichtigsten Komponenten dieser Apparatur und deren Kalibrierung beschrieben werden. Wegen der dort beschriebenen Besonderheiten dieses Versuchsaufbaus lassen sich nicht beliebige Reize produzieren, weshalb die Auswahl der im Experiment eingesetzten Reize ebenfalls erläutert wird. Schließlich werden die Einzelheiten des Versuchsablaufs dargestellt.


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Last modified 10-29-98