Farben lassen sich durch Elemente eines konvexen Kegels repräsentieren, der in den dreidimensionalen reellen Vektorraum eingebettet ist. Adaptation an einen räumlichen oder zeitlichen Kontext bewirkt eine Veränderung dieser Farbvektoren, die durch lineare, affine oder projektive Transformationen modelliert werden kann. Nur durch projektive Transformationen kann eine Invarianz des Mantels des Farbkegels, der die hochgesättigten Farben repräsentiert, vorhergesagt werden.
Die Adaptationseffekte bei hochgesättigten Farben werden durch kontextübergreifende Farbabgleiche mit einem neuentwickelten Versuchsaufbau experimentell untersucht, der sich durch moderate Kosten und vergleichsweise einfache Handhabung auszeichnet. Der große farbige Adaptationskontext wird auf einem Farbmonitor präsentiert, in dessen Mitte sich eine große Projektionsfläche befindet, von der eine variable Mischung aus achromatischem und monochromatischem Licht als Zielreiz reflektiert wird. In einem Durchgang wird zuerst fünfmal der zuvor gezeigte Standardreiz im selben Kontext reproduziert, die sechste Einstellung erfolgt dann vor einem veränderten Kontext. Nachdem in 148 einstündigen Vorversuchen zehn geeignete Standardreize, von denen drei monochromatisch sind, ausgewählt wurden, werden damit von vier Versuchspersonen insgesamt 3384 Farbabgleiche erhoben.
Modelltests ergeben, daß sich die Einstellungen der Versuchspersonen weder durch eine lineare oder affine noch durch eine projektive Transformation hinreichend genau aus den Koordinaten des Standardreizes vorhersagen lassen. Werden allerdings die bereinigten Kontexteffekte betrachtet, aus denen die deutlich größeren Gedächtniseffekte herausgerechnet worden sind, zeigt sich eine Tendenz zu einer besseren Beschreibbarkeit der Daten durch das projektive Modell. Die hohe Varianz in den Einstellungen und die dadurch bedingte ungenügende Erklärungskraft der getesteten Modelle ist auf Gedächtniseffekte und Instabilitäten der verwendeten Apparatur zurückzuführen. Die zu monochromatischen Standardreizen im veränderten Kontext hergestellten Abgleiche liegen wiederum am Rande des Farbkegels. Die Untersuchung der Zufriedenheitsurteile zu den eingestellten Farbabgleichen und der mittleren Bearbeitungszeiten und Anzahlen von dafür benötigten Aktionen zeigt, daß die Versuchspersonen ohne erhöhten Aufwand auch zu den monochromatischen Standardreizen Abgleiche herstellen können, die sie als gut beurteilen. Würde aber das lineare oder affine Modell zutreffen, dürfen im veränderten Kontext keine gleich aussehenden Farben zu finden sein. Von den beschriebenen Modellen erlaubt es nur das projektive, für Farben am Mantel des Farbkegels das Fehlen solcher Kontexteffekte vorherzusagen. Dieses Experiment ergibt damit, daß sich Kontexteffekte besser durch projektive Transformationen beschreiben lassen als durch lineare oder affine.